die Anfänge 1879-1881
So nannte Eugen Hartmann,
ein junger Mechanikus, die Werkstätte, die er am 1. März 1879 in Betrieb gesetzt hatte.
Am Franziskanerplatz, in der Nähe der Würzburger Universität,
war in einem Patrizierhaus ein Raum gemietet, der durch Verschläge
abgeteilt wurde in ein Büro, in die mechanische Werkstatt
und die optische Glasschleiferei.
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Zu dieser Gründung war Hartmann veranlaßt worden durch Dr.
Friedrich Kohlrausch (1840-1910),
der seit kurzem als Professor für Physik
in Würzburg wohnte und notwendig einen Helfer für
den Bau seiner Geräte brauchte. Kohlrausch und Hartmann
kannten sich von Göttingen her. Dort war Kohlrausch
einige Jahre vorher als wissenschaftlicher Assistent, Hartmann
als technischer Assistent am physikalischen Institut bei
Wilhelm Weber gewesen.
Hartmann war als Feinmechaniker handwerklich geschult, konstruktiv
begabt, - vor allem hatte er sich wissenschaftlich weiter
gebildet in Physik und Astronomie, so daß er die wissenschaftlichen
Gesetze, die den Geräten zugrunde lagen, kannte.
Optische Apparate, astronomische und geodätische Instrumente
wußte er zu bauen, und damit begann auch die Arbeit
in der Würzburger Werkstätte. Der Mechaniker Richard
Fischer und der Lehrling Georg Troll waren die ersten Mitarbeiter.
Die Werkstätte war gut beschäftigt, Aufträge
von Universitäten und wissenschaftlichen Forschungsstätten
gingen in großer Zahl ein.
Die engen Räume am Franziskanerplatz reichten bald nicht
mehr aus. 1881 wurde eine große Werkstätte bezogen,
außerhalb der Stadtmauern gelegen, im eigenen Gebäude
in der Rotkreuzstraße. Da konnte nun Allerhand hergestellt
werden: Linsen und Fernrohre, Spiegel, achromatische Objektive
und Okulare, Theodoliten, Nivellierinstrumente und die neuen
elektrischen Geräte.
Einige Fernsprecher waren auf Veranlassung des späteren
Postministers Stephan von der Reichspost eingeführt
worden. Eugen Hartmann wandte sich auch gleich diesem Gebiet
zu. Eine Musteranlage wurde im Betrieb aufgebaut, die das
Sprechen von der Wohnung nach der Werkstätte ermöglichte.
Zunächst handelte es sich um amerikanische Telefon-Apparate,
die Hartmann lieferte und mit denen als erstes in Würzburg
Verbindungen des Magistrats mit den Polizeiwachen hergestellt
wurden. Aber bald baute Hartmann eigene Apparate, um von
den ausländischen Patenten frei zu werden. Wenige Jahre
später war er ein Hauptliefererant an die Deutsche Reichspost.
Hartmann verfolgte die Entwicklung der Elektrotechnik genau;
er beschäftigte sich jedoch meist mit wissenschaftlichen
Geräten zur Erforschung des elektrischen Stromes. Ein
tragbares Spiegel-Differential-Galvanometer, eine
Tangenten-Bussole,
beide von Kohlrausch ersonnen, kamen neu hinzu.
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