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Widerstandsdekaden und Rheostate
Regelbare Widerstände (sog. Rheostate) wurden in verschiedenen Anordnungen zu veränderbaren Meßeinsätzen
zusammengestellt. Man unterscheidet je nach Art der Regelung Schleifdraht-, Stöpsel- oder Kurbelwiderstände.
Abb. 1: Innenleben eines Präzisions-Rheostats von Hartmann & Braun
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Der Schleifdrahtwiderstand besteht aus einem kalibrierten Draht, der auf einer ebenen Unterlage oder auf dem Umfang
einer runden Isolierscheibe ausgespannt ist. Auf seiner ganzen Länge kann an einem entsprechend geführten
Schieber oder Drehknauf eine Feder bewegt werden, die auf dem Widerstandsdraht schleift, häufig unter Zwischenlage
eines besonderen Kontaktstückes, z.B. aus Silber. Da man mit der Schleifdrahtdicke aus mechanischen Gründen
nicht unter ein bestimmtes Maß (etwa 0,5 mm), heruntergehen kann, hat man zur Erzielung möglichst
hoher Widerstände den Schleifdraht auch in Form einer Wendel auf den Mantel eines Zylinders aus Isoliermaterial
gelegt, z. B. bei der sog. Walzenbrücke nach Kohlrausch. Der Schleifkontakt oder auch eine federnd gelagerte
Abnahmerolle kann dann, vom Schleifdraht selbst geführt, in axialer Richtung der Wendel folgen.
Die Schleifdrahtwiderstände gehören nicht zu den Meßwiderständen höchster Präzision,
besonders dann nicht, wenn der Übergangswiderstand am Schleifkontakt mit in den Meßwiderstand fällt.
Zudem gab es Probleme, den Schleifdraht bei bestimmter Länge auf einen bestimmten Widerstand abzugleichen.
Man verwendete die Schleifdrahtwiderstände bei genauen Messungen nur als Spannungsteiler (Potentiometer)
bzw. Verhältniswiderstände.
Hartmann & Braun verwendete zur Herstellung von Widerständen vorwiegend Manganin (84% Cu, 12% Mn, 4% Ni),
einer Legierung, deren Temperatur-Koeffizient fast bei allen Messungen zu vernachlässigen ist, und die eine
sehr geringe Thermokraft gegen Kupfer und Messing hat. Um eine zuverlässige Konstanz der Widerstände
zu erreichen, wurden die einzelnen Widerstände einem künstlichen Alterungsverfahren unterworfen.
Präzisionswiderstände wurden zudem mit Lack, technische Meßwiderstände mit Paraffin getränkt.
Abb. 1: Schema der bifilaren Wicklung
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Bifilar-Wicklung für Widerstände bis 100 Ohm
Wickelt man einen umsponnenen, schellackierten Draht auf eine Spule ohne Wechsel der Wicklungsrichtung
(unifilare Wicklung), so besitzt die Widerstandsspule eine ziemlich große Induktivität,
die man vermindern kann, wenn man den Draht abwechselnd einige Windungen rechts und dann gleichermaßen
links herumwickelt. Wickelt man zwei am Anfang verbundene Drähte gleichzeitig auf eine Rolle,
so entsteht die sog. bifilare Wicklung. Hierbei wird die Induktivität sehr klein. Die Oberflächen
der beiden Drähte liegen aber auf einer großen Länge (halbe Drahtlänge) nahe zusammen.
Am gemeinsamen inneren Wicklungsanfang ist die Spannung zwischen den beiden gegenläufigen Wicklungen
Null, sie steigt aber nach den äußeren Wicklungsenden an und hat eine kapazitive Wirkung
zur Folge. Die rein bifilare Wicklung wird daher nur für verhältnismäßig kleine
Widerstände verwendet.
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Abb. 2: Schema der Chaperon-Wicklung
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Wicklung nach Chaperon für Widerstände über 100 Ohm
Eine ganze Wicklungslage hat jeweils den gleichen Wickelsinn, die darüberliegende den entgegengesetzten.
Hierdurch wird die Induktivität sehr klein, ohne daß sich die Kapazität erhöht.
Auf dem Metallrohr wird erst eine Lage Draht rechts herum, dann die zweite links herum gewickelt. Die
Wicklung wird in kleine Gruppen unterteilt, von denen zwei im Bild links zu sehen sind. Zwischen den
Gruppen liegen Ringe aus Isolierstoff. Die Zeitkonstante T dieser und der nachstehenden Widerstände
liegt in der Größenordnung 10-8 sec.
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Abb. 3: Schema der Wicklung nach Wagner
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Wicklung nach Wagner-Wertheimer für hochohmige Widerstände
Die nach Chaperon bifilar gewickelten Drähte sind hier in kleinste Gruppen unterteilt. Auf dem Isolierkörper
1 sind Metallrohre 2 aufgebracht, die der Wicklung eine feste Unterlage und ein bestimmtes Potential
geben, die aber zur Vermeidung von Wirbelströmen längs aufgeschlitzt sind. Der Längsschlitz
bringt noch eine vorteilhafte Nachgiebigkeit der Wicklungsunterlage. Als Träger für die Wicklung
dient bei den Präzisions-Widerständen eine Rolle aus einem
keramischen Stoff oder ein dünnwandiges Metallrohr, das die Wärme besser abführt. Die
Wicklung ist dann durch eine dünne Lackschicht gegen das Metallrohr isoliert. Die feinen Enden
der Widerstandsdrähte sind immer an kleine Messingösen oder Kupferdrähte hart angelötet,
da Weichlöten bei Manganin nur ungenügende Haltbarkeit ergibt. Diese künstlichen Enden
können dann durch Verschrauben oder Weichlöten befestigt werden.
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